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Die
Germanistin, das Dorf und der Dialekt
ALTRIP: Elke
Knöppler stellt das Altriper Wörterbuch "Mer redd jo nix, mer seschd
jo blous" vor
Kurz nach ihrem 35. Geburtstag
setzte sich die Altriperin Elke Knöppler mit dem Altriper Wörterbuch
"Mer redd jo nix, mer seschd jo blous" ein literarisches
Denkmal. Das Buch, das am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde,
faßt in 17 Kapiteln das Alltagsleben des Dorfes zusammen, angefangen
vom Wetter, über die Fischerei, dem Handwerk und dem bäuerlichen Leben,
bis hin zu Religion, Krankheit und Tod. Ausführlich werden die früher
sehr bedeutsamen Flurnamen dargestellt. Spitznamen für die Nachbarorte,
Zahlen und Maßeinheiten sowie "abstrakte Welt" runden zusammen
mit einem Stichwortverzeichnis das mit historischen Fotos reich illustrierte
Werk ab.
Die Autorin stellte schon
als Kind fest, dass ihre Eltern und Großeltern anders sprachen als
im Kindergarten und in der Schule üblich. Dies faszinierte sie wohl
so sehr, dass sie auf der Universität im Fach Germanistik den Schwerpunkt
Sprachwissenschaft, insbesondere Sprachgeschichte und Dialektologie
wählte. Nach dem Referendariat 1993 wurden dann sprachwissenschaftliche
Themen, die sich auf Altrip bezogen, zu ihrem Hobby.
So erklärte sie sich bei der Gründungsversammlung des Heimat- und
Geschichttsvereins Altrip im Jahre 1995 spontan bereit, die Altriper
Mundart festzuhalten. ihr Weg fürte sie dabei nach Kaiserslautern
zum ehemaligen Leiter der Arbeitsstelle "Pfälzisches Wörterbuch",
zu Rudolf Post. Es entstand eine Liste von 1500 hochdeutschen Wörtern,
die ins "Altriperische" übersetzt werden mußten. Mit zehn
"Gewährsleuten", die bereits in der dritten Generation in
Altrip ansässig sind, setzte sie sich deshalb ein Jahr lang nahezu
jede Woche zusammen. Die 65- bis 93-Jährigen "überssetzten"
dabei nicht nur, sondern erzählten auch viele Geschichten aus dem
Dorfleben. "Alles, was die Großmutter noch wußte", ist auf
über 30 Tonbändern festgehalten, weshalb Bürgermeister Willi Kotter
die Autorin zu "weiteren Taten" ermunterte.
Von "Abrille-butze" bis "Zoddelkopp" hat Elke
Knöppler die Altriper Mundart zusammengefaßt."Doch", so
meint die Sprachwissenschaftlerin, "das Wörterbuch ist nur ein
unvollständiger Ausschnitt aus dem großen Sprachschatz vergangener
Zeiten". Mundart sei Geschichte von unter und zugleich eine Zeitreise
in die Vergangenheit. Möglich sei das Werk nur gewesen, weil ihr Ehemann
sie unterstützte und sich während ihrer Recherchen und Schreibarbeiten
um die drei Kinder, die jetzt zwei, vier und sieben Jahre alt sind,
kümmerte. Nicht zuletzt deshalb ist das Buch auch "ihrem Johannes"
gewidmet. Ein großes Dankeschön zollt Knöppler außerdem Rudolf Post
für die vielen Hilfestellungen sowie ihren Altriper Informanten.
Engagiert ist die Autorin auch über die Sprachwissenschaft hinaus:
Sie war mehrere Jahre im "Chor für geistliche Musik" in
Ludwigshafen und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Altriper Kammerchors.
Daneben sitzt sie im erweiterten Presbyterium und im Redaktionsstab
des "Kirchenfensters".
Rudolf Post hielt am Freitag den Festvortrag über den Altriper Dialekt
und ließ sich beispielsweise über den "d-Lambdazismus" aus.
Hierbei würden bestimmte d- und t-Laute zu "l" weiterentwickelt
werden, und das gebe es linksrheinisch nur noch in Altrip. Grund genug
für Kotter anzumerken: "Es war schon immer etwas besonderes,
ein Altriper zu sein!" Während es zwar viele Pfälzische Mundart-Interpreten
gebe, mangele es, so Post weiter, an linksrheinischen Wörterbüchern.
Reiner Schmidt vom "verlag regionalkultur" meinte dann auch:
"Günter Grass sollte man gelesen haben, Oskar Lafontaine nicht
unbedingt, aber das Wörterbuch muß man als Altriper immer und immer
wieder lesen. (wlf)
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