Altriper Wörterbuch - Dialektlandschaft
Dr. Post Rudolf, in: Altriper Wörterbuch, S. 9 - 12
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Rudolf
Post
Der
Dialekt von Altrip und seine Stellung innerhalb des Pfälzischen
Die Mundart
von Altrip wird innerhalb der deutschen Mundarten zum Rheinfränkischen
gezählt. Kerngebiet dieses Rheinfränkischen ist der pfälzisch-rheinhessische
Raum. Im Hunsrück grenzt dann das Moselfränkische an während sich
im Süden das Alemannische anschließt. Nach Südosten und Osten stößt
das Rheinfränkische an das Süd- und Ostfränkische und es sind zum
Südfränkischen von Altrip aus nur wenige Kilometer, denn auf der beigegebenen
Karte kann man sehen, daß die sogenannte Appel-Apfel-Linie,
die das Rhein- und Südfränkische trennt, zwischen Hockenheim und Schwetzingen
verläuft. Etwas weiter nach Südosten verschoben, und daher nicht mehr
auf der Karte, findet sich die dazugehörige Pund
-Pfund-Linie. Im Rheinfränkischen
sagt man also Appel, Kopp, kloppe,
Pund, Parrer, Peif, im Südfränkischen dagegen Apfel,
Kopf, klopfe, Pfund, Pfarrer, Pfeif.
Sprachgrenzen
in der Umgebung von Altrip
Wenn auch Altrip auf der linken Rheinseite liegt, so hat es doch mehrere Eigenheiten, die es mit den Mundarten der rechten Rheinseite, also der Kurpfalz verbinden. Durch diese sprachlichen Gemeinsamkeiten mit der anderen Rheinseite hat die Mundart von Altrip innerhalb der linksrheinischen pfälzischen Mundarten einen einzigartigen Charakter. Einige dieser Besonderheiten seien im folgenden näher betrachtet. Ein erstes
und besonders auffallendes Merkmal der alten Altriper Mundart wird
von den Sprachwissenschaftlern mit dem Ausdruck d-Lambdazismus
bezeichnet (so benannt nach dem griechischen Buchstaben Lambda
= l). Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, bei dem bestimmte
d- und t-Laute zu l
weiterentwickelt werden. Also laden
wird zu lååle oder Faden zu Fallem.
Blättert man in diesem Wörterbuch, so begegnet man zahlreichen
Lambdazismusformen. Hier eine Auswahl: Gewilla
Gewitter, Blälla Blätter,
Bollem Boden,
zailisch zeitig=reif,
Waile-kätzle Weidenkätzchen,
Zilla-pappel Zitterpappel, Fellare
Federn, Flella-maus Fledermaus, Kalla
Kater, Ruula
Ruder, blaulere
plaudern, lällisch
ledig, lillerisch liederig, Moole
Mode, Oola Ader,
Oolem Atem,
Schliele Schlitten, drääle
treten, jääle
jäten, Spååle
Spaten, schnaile
schneiden,
Lälla Leder, beele
beten usw. Dieser Lambdazismus findet sich rechtsrheinisch
geschlossen in einem Gebiet um Feudenheim und nördlich von Heidelberg.
Altrip stellt hier ein inselhaft verbliebenes Reliktgebiet dar. Offensichtlich
war der Lambdazismus früher auch in der linksrheinischen Vorderpfalz
wie auch in der Kurpfalz weiter verbreitet.
Eine ebenso auffallende, in das linksrheinische Gebiet weisende Eigenheit Altrips stellen die mundartlichen Entsprechungen von altem ei dar. Während dieser Laut in der Vorderpfalz und im Gebiet Mannheim Heidelberg zu ää bzw. ee geworden ist, entspricht ihm in Altrip ein åå. Also Gåås Geiß, Dåål Teil, Båå Bein, Sååf Seife, Såål Seil, hååle heilen, gååfere geifern, Lååder Leiter, Låådsel Leitseil, Wååd Weide usw. Die Mundart von Altrip steht mit dieser Eigenheit wiederum isoliert, denn Korrespondenzen zu den Altriper Formen finden sich in der Kurpfalz erst einige Ortschaften weiter im Südosten, dann nördlich des Neckars und auf der linken Rheinseite in der Nordpfalz und in Rheinhessen. Gelegentlich finden sich in Altrip jedoch auch schon die vorderpfälzischen ää-Formen. So kann man neben Klååd Kleid auch schon Klääd hören. Wie ei verhalten sich auch die alten, auf mittelhochdeutsch öu zurückgehenden Formen, z. B. Frååd Freude.
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